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Brief des Vorstands

Liebe Aktionärinnen, liebe Aktionäre,
liebe Freunde des Unternehmens,


im vergangenen Geschäftsjahr hat Aurubis gezeigt: Wir liefern! Wir setzen die Investitionsprojekte unserer historischen Wachstumsagenda konsequent um, stärken unser Hüttennetzwerk und treiben das Multimetall-Geschäft voran. Gleichzeitig haben wir uns auf der Vorstandsebene neu aufgestellt. Und als Unternehmen bleiben wir: verlässlich, robust und zukunftssicher. So werden wir auch das Vertrauen in Aurubis wieder nachhaltig stärken.

Mit einem operativen Ergebnis vor Steuern (EBT) in Höhe von 413 Mio. € (Vj. 349 Mio. €) erzielte der Aurubis-Konzern im Geschäftsjahr 2023/24 ein um 19 % höheres Resultat als im Vorjahr. Dieses hätte noch höher ausfallen können, wäre das 4. Geschäftsquartal nicht von einem unter Plan laufenden Betrieb am Standort Hamburg beeinflusst gewesen. Im Vorjahr wirkten Einmaleffekte negativ auf das Ergebnis.

Positive Effekte resultierten aus gestiegenen Schmelz- und Raffinierlöhnen für Konzentrate, einem signifikant höheren Metallergebnis und höheren Erlösen aus der Aurubis-Kupferprämie bei anhaltend hoher Nachfrage nach Gießwalzdraht. Diese positiven Entwicklungen konnten die im Vergleich zum Vorjahreszeitraum deutlich reduzierten Schwefelsäureerlöse, geringeren Erträge aus Raffinierlöhnen für Recyclingmaterialien, die Anlaufkosten für die in Umsetzung befindlichen strategischen Projekte sowie gestiegenen Kosten im Konzern vor allem für Sicherheitsmaßnahmen überkompensieren. Der operative Return on Capital Employed (ROCE) betrug 11,5 % (Vj. 11,3 %). Der Netto-Cashflow fiel aufgrund hoher Produktverkäufe stark aus und lag bei 537 Mio. € (Vj. 573 Mio. €).

v. l. n. r. Steffen Hoffmann (CFO), Inge Hofkens (COO), Dr. Toralf Haag (CEO), Tim Kurth (COO)

Nach den Geschehnissen im Jahr 2023 schauen wir nun nach vorn. Innerhalb des neuen Vorstands haben wir klare Prioritäten für die Zukunft gesetzt. Zwei davon: die Arbeits- und Werkssicherheit.

Unsere Vision von Arbeitssicherheit ist eindeutig: null arbeitsbedingte Unfälle. 2023/24 haben wir im Rahmen unseres „TOGETHER“-Programms bereits eine Reihe von Maßnahmen auf den Weg gebracht. Neben technischen und organisatorischen Maßnahmen spielen hier auch unternehmenskulturelle Aspekte der verhaltensbasierten Arbeitssicherheit eine wesentliche Rolle. Eine umfassende Analyse mit externer Unterstützung hat uns im abgelaufenen Geschäftsjahr gezeigt, wo unsere Standorte individuelle Potenziale haben. 2024/25 werden wir diese in der Gruppe konsequent angehen.

Bereits im vergangenen Geschäftsjahr haben wir umfassende Maßnahmen ergriffen, um die Sicherheitsstandards kontinuierlich zu erhöhen. Gestaffelt nach Wichtigkeit und Einfluss arbeiten wir an der disziplinierten und nachhaltigen Umsetzung und haben hier bereits wichtige Fortschritte erzielt. Die Beispiele reichen von einer effektiveren Überwachung kritischer Anlagen bis zu der Einführung von hoch-automatisierten Beprobungsanlagen. Auch der geplante Neubau zur Edelmetallverarbeitung am Standort Hamburg wird signifikant zu einem höheren Sicherheitsniveau beitragen. Wir sensibilisieren zudem unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch wirkungsvolle Kampagnen. Um ihre Sicherheit zu gewährleisten und Gefahren von innen zu verhindern.

Innerhalb unserer Strategie „Metals for Progress: Driving Sustainable Growth“ stärken wir unser Kerngeschäft, wachsen im Recycling und investieren in eine klimafreundliche Produktion. Wir fokussieren dabei die Weiterentwicklung aller Standorte entsprechend ihren individuellen Anforderungen. Ziel ist es, unser Hüttennetzwerk sinnvoll zu ergänzen, die Materialströme weiter zu optimieren und den Kreislauf metallischer Rohstoffe zu erweitern. Drei wichtige Projekte, die diese Anforderungen im Rahmen der Stärkung unseres Kerngeschäfts erfüllen, sind ASPA (Advanced Sludge Processing by Aurubis) und BOB (Bleed Treatment Olen Beerse) an den Standorten in Belgien sowie Complex Recycling (CRH) in Hamburg. Ebenfalls zur Stärkung unseres Kerngeschäfts erweitern wir derzeit die Kapazitäten unserer Elektrolyse in Bulgarien um rund 50 % im Vergleich zur aktuellen Leistung. Auch in Lünen haben wir Mitte des Jahres eine umfassende Generalüberholung der Elektrolyse abgeschlossen. Diese Investition erhöht die Produktionskapazität von Kupferkathoden um etwa 10 %. Aurubis trägt mit beiden Projekten dazu bei, dass der europäischen Industrie die notwendigen Metalle, auch für die Energiewende, zur Verfügung stehen.

Mit einer Investition von rund 95 Mio. € haben wir am Hamburger Standort Mitte des Jahres den größten geplanten Wartungsstillstand in der Geschichte des Standorts, bei dem es in der Hochlaufphase zu Verzögerungen kam, umgesetzt. Er umfasste rund 500 Einzelmaßnahmen zur Instandhaltung und technischen Erneuerung der Anlagen, darunter wichtige Maßnahmen zur Steigerung der Effizienz und des Umweltschutzes im Hamburger Werk. In den Stillständen 2022 und 2024 hat Aurubis zudem umfassende Investitionen in die Anlagentechnologie sowie zahlreiche Digitalisierungs- und Automatisierungsmaßnahmen umgesetzt, mit denen das Unternehmen einen deutlich höheren Effizienz- und Stabilisierungsgrad in der Produktion erreichen wird. Im aktuell laufenden Geschäftsjahr führen wir einen planmäßigen, im Umfang jedoch geringeren, Stillstand an unserem bulgarischen Standort in Pirdop durch.

Neben dem Kerngeschäft ist die zweite Säule unserer Strategie das Wachstum im Recycling. Rund zwei Drittel der genehmigten Investitionsmittel der Strategie werden in dieses Wachstumsfeld investiert. So haben wir im abgelaufenen Geschäftsjahr die Ribbon Cutting Ceremony für die erste Sekundärhütte für komplexe Recyclingmaterialien in den USA gefeiert. Der US-Markt bietet interessante Möglichkeiten und die Rahmenbedingungen vor Ort sind hochattraktiv. Unser Ziel ist es, Marktführer im Multimetall-Recycling in den USA zu werden. Die Investition in Aurubis Richmond stellt eine strategische Erweiterung im Wachstumsmarkt Nordamerika dar und bietet eine sinnvolle geografische Diversifizierung. Sie ergänzt unser Geschäft in Europa und stärkt unser Geschäftsmodell.

Aurubis verfolgt das Ziel, vor 2050 klimaneutral zu produzieren. Während des Stillstands in Hamburg wurden zwei strategische Projekte umgesetzt, die auf unsere Dekarbonisierungs-Roadmap einzahlen. Zum einen haben wir unsere Anodenöfen, eine zentrale Technologie in der Kupferraffination, gegen neue, innovative Öfen getauscht, die „H2-ready“ sind. Diese können statt Erdgas auch Wasserstoff als Energieträger einsetzen. Ein wichtiger Schritt in der Dekarbonisierung der Metallproduktion. Mit der 40-Mio.-€-Investition könnte das Unternehmen bei vollständigem Einsatz von Wasserstoff als Reduktionsmittel am Standort Hamburg gut 5.000 t CO2 pro Jahr einsparen und damit den CO2-Fußabdruck des Kupfers, der bereits heute mehr als 60 % unter dem globalen Durchschnitt liegt, weiter senken.

Gleichzeitig hat Aurubis während des Stillstands mit einer Investition von rund 100 Mio. € die technischen Voraussetzungen geschaffen, um weitere CO2-freie Industriewärme in das Hamburger Fernwärmenetz abzugeben. In Kombination mit dem ersten Abschnitt, über den Aurubis bereits seit 2018 Wärme ableitet, versorgt das Multimetall-Unternehmen mit der Ausbaustufe ab der Heizperiode 2024/25 insgesamt bis zu 28.000 Haushalte in Hamburg. Die angestrebte Wärmelieferung ist das größte Projekt in Deutschland zur Nutzung industrieller Wärme und spart jährlich bis zu 120.000 t CO2 in der Stadt Hamburg ein. Das Industriewärme-Projekt ist vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) gefördert. Es zeigt, die Industrie ist ein wichtiger Teil der Lösung in der Energie- und Wärmewende.

Seit 2021 investiert Aurubis in den Ausbau seines Solarparks in Bulgarien. Vier neue Photovoltaikanlagen sollen rund 15 % des Strombedarfs am Standort mit erneuerbarer Energie decken. Diese Maßnahme macht uns vor Ort unabhängiger von Energiemarktschwankungen und fördert die klimaneutrale Produktion. Nach Fertigstellung spart Aurubis etwa 25.000 t CO2 pro Jahr. Die letzte Ausbaustufe wird voraussichtlich im Geschäftsjahr 2025/26 abgeschlossen.

Wir übernehmen Verantwortung innerhalb unserer Lieferketten und unterstützen daher die Copper Mark, den Goldstandard für eine nachhaltige Verarbeitung in der Kupferwertschöpfungskette. Wir haben mit dem letzten Geschäftsjahr alle großen Hüttenstandorte und somit den Großteil unseres Hüttennetzwerks zertifiziert. Damit entsprechen mehr als 95 % der Aurubis-Kathodenproduktion den Anforderungen des Gütesiegels, das auf den 33 international anerkannten Nachhaltigkeitskriterien des Risk Readiness Assessment der Responsible Minerals Initiative basiert. Für das kommende Jahr sind die Copper-Mark-Zertifizierung der Deutsche Giessdraht GmbH, einer Tochtergesellschaft von Aurubis, sowie mehrere Re-Zertifizierungen geplant.

Im November 2024 wurde Aurubis mit dem 17. Deutschen Nachhaltigkeitspreis in der Branche Metallindustrie ausgezeichnet. Der europaweit umfassendste Preis dieser Art prämiert Aurubis‘ führende Rolle in der Nachhaltigkeit und würdigt unsere Aktivitäten bei der CO2-neutralen und zirkulären Metallgewinnung. Die Auszeichnung ist eine Bestätigung für unser umfassendes Engagement für einen verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen.

In den nächsten drei Jahren werden wir eine Reihe weiterer Projekte umsetzen, um die Performance unseres Hüttennetzwerks weiter zu steigern. Aurubis hat hierfür die finanziellen Mittel, wir sind ein solide durchfinanziertes Unternehmen. Eine Eigenkapitalquote von über 55 % und unsere sehr geringe Fremdverschuldung geben uns Handlungsspielraum. Die aktuell genehmigten Projekte mit einem Investitionsvolumen von insgesamt 1,7 Mrd. €, von denen schon mehr als 50 % investiert wurden, werden wir wie geplant in hoher Qualität umsetzen. Temporär hat die umfangreiche Investitionstätigkeit auch deutlichen Einfluss auf das Niveau unseres Free Cashflows; mittelfristig wollen wir das Free-Cashflow-Profil des Unternehmens deutlich steigern. Wir werden zudem in den nächsten Monaten die langfristigen Annahmen unserer Strategie erneut umfassend überprüfen und, wo erforderlich, die strategische Zielstellung anpassen.

Aurubis befindet sich weiterhin im umfassendsten Transformationsprozess seiner Geschichte. Wir sind ein bedeutender globaler Anbieter von Metallen, die für den Übergang zu einer nachhaltigeren Weltwirtschaft unverzichtbar sind. Trotz der sich eintrübenden preislichen Marktaussichten, insbesondere auf den Konzentratmärkten, und der Anlaufkosten für strategische Projekte bleiben wir auch für das Geschäftsjahr 2024/25 optimistisch und erwarten ein erneut gutes operatives EBT zwischen 300 und 400 Mio. €. Denn wir vereinen engagierte Fachkräfte, die mit innovativen Ideen kontinuierlich organische Wachstumsprojekte realisieren und unser einzigartiges Hüttennetzwerk durch innovative Prozesse und Verarbeitungsmöglichkeiten erweitern und weiter optimieren. Unser Ziel ist es, Partner der Wahl zu werden – für Lieferanten, für Kunden, für die Gesellschaft, in der wir leben und arbeiten!

Wir freuen uns, wenn Sie Aurubis weiterhin auf diesem spannenden Weg begleiten.

 

Dr. Toralf Haag     Steffen Hoffmann     Inge Hofkens     Tim Kurth

Das Geschäftsjahr in 170 Sekunden: